Entspannte Kinder – starke Kinder!
Warum Yoga für Kinder? Sinn und Nutzen?
Ein Beitrag unserer Kinderyogalehrerin Heike
Yoga für Erwachsene ist mittlerweile sehr bekannt und beliebt. In Yogastudios, Fitnessstudios, und Sportvereinen, sogar in manchen Betrieben werden mittlerweile Yogastunden angeboten. Yoga für Kinder ist noch etwas „unbekannt“ und das ist sehr schade. Denn Yoga zu üben ist nicht nur eine Bereicherung für Erwachsene, sondern auch für unsere Kinder und Jugendliche. Yoga ist für mich mehr als die Yogaübungen, die Atemübungen und Meditation. Yoga ist für mich auch Prävention. Wo anfangen, wenn nicht bei den Jüngsten? Nicht nur Erwachsene, sondern auch unsere Kinder sind aufgrund unserer hektischen und schnell lebigen Zeit schon oft nervös, unruhig oder gestresst.
Die Ursachen dafür sind u.a. die permanente Reizüberflutung, übervolle Terminkalender der Kinder, Leistungsdruck in Schule und bei Freizeitaktivitäten. Überall steht der Wettkampfgedanke im Vordergrund, auch die Kinder leiden heute schon früh unter Konkurrenzdruck. Im Yoga gibt es kein gut oder schlecht, es gibt keinen Leistungsdruck. Im Yoga übt jedes Kind so, wie es kann. Das Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen wird gestärkt, denn im Yoga wird motiviert und bestärkt. Durch Erfahrungen in der Gruppe lernen die Kinder, dass nicht immer die Kraft des Stärkeren und übertriebener Ehrgeiz wichtig und richtig sind. Geduld und Gemeinschaftssinn werden gestärkt. Yoga bietet den Kindern einen Raum, in dem sie so sein können, wie sie sind, abgeholt in ihrer jeweiligen Situation, in der sie sich gerade befinden, und Ruhepausen. Yoga ist vielseitig und ganzheitlich. Spielerisch und in einer Kombination aus Körper-, Entspannungs-, Atem- und Konzentrationsübungen lernen die Kinder sich zu entspannen und zu sich zu finden. Yoga schafft den Gleichklang von Körper, Geist und Seele. Yoga bietet dem Kind einen Weg, ganz harmonisch mit sich selbst und seiner Umgebung seine eigene Persönlichkeit zu entfalten. Kinder haben von Natur aus Spaß an der Bewegung. Sie erleben sich im Yoga in vielfältigen Bewegungen und Haltungen. Dies fördert die Motorik und Körperwahrnehmung. Gelenke werden mobilisiert, der Körper gedehnt und gekräftigt, die Wirbelsäulenaufrichtung wird geschult und betreffende Muskeln gestärkt. Ebenso fördern die Asanas die Konzentration, was sich positiv auf das Lernverhalten auswirkt. Konzentration beginnt zwar im Kopf, ist aber ganz eng mit der Bewegung verbunden. Es gibt Übungen, die förderlich für die Verknüpfung verschiedener Hirnareale sind, z.B. Überkreuzübungen. Außerdem bilden Bewegungsmuster, die frühzeitig erlernt und verinnerlicht werden, die Grundlage für das logisch-abstrakte Denken.
Durch das altersgerechte Üben der Asanas, evtl. begleitet von einer Geschichte, wird die Kreativität und Phantasie gefördert. Im Kinderyoga werden die Kinder selbst zu den Asanas, die sie üben. In einer Kinderyogastunde darf herzlich gelacht werden, es darf -und sollte sogar -auch einmal laut sein. Vor allem muss hier niemand funktionieren; kein Kind muss einer vorgegebenen Leistung entsprechen. Im Kinderyoga gibt es kein „vorgegebenes Raster“; hier passt jeder rein. Sportarten geben vor, was und wie gemessen wird und bewerten nach festen Vorgaben. Yoga ist nach innen gerichtet. Das Kind beschäftigt sich mit seinem Selbst. Es bekommt keine strickten Vorgaben, nur Anleitungen. Mit Atemübungen, Stilleübungen oder Muskelentspannungsübungen wird das bewegte Tun ergänzt. Nach Bewegung kommt der Körper zur Ruhe, nach laut kommt leise. Die Kinder spüren ihr Umfeld und spüren sich in ihrem Umfeld in der Gruppe und dürfen dann auch ganz bewusst sich selbst spüren. Im Inneren zur Ruhe kommen können, ist nicht nur eine gute Vorbereitung für die Aufgaben in der Schule, sondern ganz allgemein im Alltag. Die Kinder erlernen spielerisch Techniken, mit denen sie auftretende Stresssymptome vorbeugen oder beseitigen können und mit in den Alltag integrieren können. Durch das Prinzip von Anspannung und Entspannung erschließen sich die Kinder eine Möglichkeit zum Abschalten oder Ausgleichen und sind somit in der Lage ihre Befindlichkeit eigenständig zu steuern. Entspannung kann man anhand verschiedener Techniken erlernen, die gerade im Kinderyoga wunderbar spielerisch und kindgerecht erklärt und umgesetzt werden können. Interessanterweise werden diese Techniken, wie auch das Radfahren oder Schwimmen, nicht mehr verlernt.
Yoga bietet somit eine Möglichkeit zur Verbesserung der Konzentration und Schulung der sinnlichen Wahrnehmung. Das führt zu mehr Selbstvertrauen. So kann ein lebendiges Kind zu mehr Ruhe finden, ein ruhiges Kind zu mehr Selbstbewusstsein. Ganz wichtig finde ich persönlich auch die Entspannungsgeschichten oder Phantasiereisen in der Yogastunde. Das deswegen, weil ich bei meinen bisherigen Kinderyogastunden festgestellt aber, dass die Kinder die längeren Entspannungsphasen lieben. In der Decke eingekuschelt zu sein, sich behütet und beschützt zu fühlen, vertraut mit seiner Umgebung zu sein, sich der eigenen Phantasie hinzugeben und einfach mal abzuschalten. Auch die älteren Kinder genießen diese Zeit. Auch wenn natürlich die Geschichteneine Absicht verfolgen, z. B. beruhigend oder ermutigend wirken oder auch hinterher zum Nachdenken animieren sollen und das Vorlesen grundsätzlich noch ganz andere Qualitäten mit sich bringt, wie z. B. Verständnis von Sprache und Text und Ausdruck usw., was dabei nur ein toller Nebeneffekt ist, ist diese Zeit für die Kinder einfach auch Auszeit. Kinderyoga bietet zahlreiche Möglichkeiten, die Kinder gerade da abzuholen, wo sie sich gerade befinden. Sind sie aufgedreht, gestresst, verärgert, launisch, müde, traurig, ängstlich, fühlen sie sich heute so gar nicht gut und klein oder fühlen sie sich heute stark, mega groß und stolz, kann in kleinen Gruppen flexibel auf die Bedürfnisse der Kinder eingegangen werden.
Gefühle sind erlaubt und dürfen auch zugelassen und gefühlt werden. Die Kinder dürfen ihre Gefühle zulassen, lernen ihre Gefühle zuzulassen und mit ihnen umzugehen. Wenn das Kind erfährt, dass die Yogapraxis zum Wohlfühlen beiträgt, wird es später bewusster mit seinem Körper umgehen und die Signale des Körpers leichter verstehen. Durch die Schulung der Körperwahrnehmung und das spielerische Erlernen und Entwickeln von Körper- und Raumgefühl wird das Kind den Mut entwickeln, sich gegen Dinge zu wehren, die ihm nicht guttun. Das „Ich“ wird dadurch gestärkt. Das Kind erhält durch Yoga „Werkzeuge“ mit auf den Lebensweg. (Heike Krauth/ Kinderyogalehrerin KYA)